AN Nr. 22: Der "Brief" an den Cäcilienverein

Joachim Carlos Martini:

... In meinen Akten befindet sich ein Schreiben vom 10. Mai 1945, das Herr Kurt Thomas an den Cäcilien-Verein richtet und in dem er sich geradezu als "Verfolgter" des nationalsozialistischen Regimes darstellt. ...

Dr. Hans Christoph Stoodt,
Weitere Fakten zu Kurt Thomas :

In einem Brief vom 10. Mai 1945 (!!) an den Cäcilienverein entsorgt Thomas seine NS-Verwicklung, in dem er detailliert darlegt, nie etwas mit dem Nationalsozialismus zu tun gehabt zu haben. Zahlreiche Formulierungen aus diesem Schreiben tauchen im Entscheid des Spruchkammerverfahrens, das Thomas am 20.6.1947 als "Mitläufer" einstuft, wieder auf.

Dazu:

Die oben aufgeführte Behauptung des Herrn Martini stammt aus seinem Leserbrief an die FAZ vom 21. Mai dieses Jahres.

Herr Dr. Stoodt pointiert Martinis (Falsch-)Aussage wieder einmal auf seine Weise: Er setzt hinter das Datum zwei Ausrufezeichen - was immer das auch suggerieren soll - , stellt Prof. Thomas als "charakterlosen Wendehals" dar und versucht mit diesem angeblichen Brief an den Cäcilien-Verein das ganze Spruchkammer-Urteil in Frage zu stellen. In der Pressekonferenz zum öffentlichen Aufruf bezeichnete er das Schreiben als larmoyant und behauptete, die Übereinstimmung mit den Worten im Spruchkammer-Entscheid bewies, daß Thomas sich "seinen Persilschein selbst ausgestellt habe".

In Wirklichkeit:
Einen Brief an den Cäcilien-Verein vom 10. Mai 45 hat es nie gegeben !!! Meine Recherchen haben gezeigt, daß Prof. Thomas unmittelbar nach dem Einmarsch der Franzosen in Untermarchtal auf Verlangen der Besatzungsmacht einen Bericht über das Musische Gymnasium verfassen mußte. Dieser Bericht vom 10. Mai 1945 wurde von den Franzosen vor Ort gründlich geprüft. Natürlich hat Prof. Thomas in späterer Zeit dieses Schreiben als Anlage vielfach wiederverwendet: zum Beispiel auch bei der Kontaktaufnahme mit dem Cäcilien-Verein und beim Spruchkammer-Verfahren.

Herrn Pfarrer Dr. Stoodts bösartige Unterstellungen basieren - wie so oft - auf der Annahme, daß schon keiner seine Manipulationen nachprüfen würde. Wie heißt doch das 8. Gebot ? (Dazu auch meine Aktennotizen Nr.: 7, 9, 12, 19, 20 und 21)

Wer mag, kann den Bericht von Prof. Thomas über das Musische Gymnasium auf der folgenden Seite nachlesen.

Kopie des Briefes folgt