2. Vergebung
Gottes geschenkte Vergebung geschieht im Bewußtsein des Menschen
Vergebung ist ein bewusster Prozess, kein blinder Automatismus. Die Reformatoren sprachen von dem sola fide im Rechtfertigungsgeschehen. Vergebung ereignet sich im Bewusstsein von Menschen. Durch den Glauben lernt die Person, sich selbst vor Gott neu zu verstehen. Dieses neue Selbstverständnis hat Geschenkcharakter, es kann vom Menschen nicht selbst erbracht werden, es muss aber nichtsdestotrotz ein bewusster, nachvollziehbarer Prozess sein. Soll sich der Mensch vor Gott auf seine eigentliche Bestimmung besinnen, dann kann das gar nicht anders geschehen als durch die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte. Das führt notwendigerweise zu einem Widerspruch in der Selbstbeurteilung. Der Einsicht in die unausweichliche Schuld steht die göttliche Vergebung gegenüber. Reue und Schuldbekenntnis sind gewissermaßen selbst schon ein Bestandteil der Vergebung.