Kurt Thomas und seine Apologeten

Hier folgt die Kopie eines Briefes der Herren Dr. Leuschner, Martini, Dr. Stoodt vom 07.07.2004

Bitte nehmen Sie sich die Zeit, meine "Aktennotiz Nr. 21" durchzulesen; zeigt sie doch die Arbeitsweise von Herrn Dr. Stoodt, die immer wieder in seinen Äußerungen deutlich wird und mit der er jeweils Mitstreiter und Sympathisanten zu gewinnen hofft.

Hier meine Entgegnung zu Herrn Dr. Stoodts Schreiben:

Kurt Thomas und seine Apologeten - Stellungnahme zu Teuto Rocholls "Aktennotizen" vom 7. 7. 2004

Zum wiederholten Male prangert Herr Dr. Stoodt an, daß Prof. Thomas bei der Eröffnung des Musischen Gymnasiums gelobt habe, "die Schüler im nationalsozialistischen Sinne zu echten deutschen Männern zu erziehen..." (fehlt: "....und ihre Musikbegabung zur vollen Entfaltung zu bringen") Prof. Thomas antwortet auf die Eröffnungsrede des Reichsministers Rust mit einer ausführlichen Beschreibung seiner Aufgabe und der Ergebnisse seiner Aufnahmeprüfungen. Am Schluß seiner fast 5-minütigen Rede gebraucht er ein einziges Mal das Wort "nationalsozialistisch". (Aktennotiz Nr.: 5)
Erfüllt hat Prof. Thomas seine Aufgabe allerdings nur in einer Hinsicht: Er hat "echte deutsche Männer" und viele gute Musiker herangebildet, aber keine Nationalsozialisten !

Herr Dr. Stoodt meint, ich dürfe ihn einer selektiven Arbeitsweise nicht bezichtigen: Sein Kommentar zu diesem Punkt bildet aber gerade das beste Beispiel dieser Methode!

Zum wiederholten Male behauptet Herr Dr. Stoodt unter Berufung auf einen anonymen Zeugen, Thomas hätte in der Dreikönigskirche die Matthäuspassion mit einer Hakenkreuzbinde dirigiert. Wie bereits dargelegt (Aktennotiz Nr.: 7) trifft das nicht zu. Ich fordere Herrn Dr. Stoodt auf, diesen Zeugen zu benennen, damit ich mich mit ihm auseinandersetzen kann.

Im übrigen: Prof Thomas hat mit Chor und Orchester des Musischen Gymnasiums nicht nur 2 x, sondern ständig die Werke von J. S. Bach in einer Beamtenjacke mit Hakenkreuzbinde dirigiert; z. B. in den unvergeßlichen "Bach-Stunden" zusammen mit Helmut Walcha im stets überfüllten Frankfurter Saalbau die Motetten:

am 01.11.1942: "Singet dem Herrn ein neues Lied"
am 29.11.1942: "Der Geist hilft uns´rer Schwachheit auf"
am 13.12.1942: "Lobet den Herrn, alle Heiden"
am 24.01.1943: "Komm, Jesu, komm"
am 21.02.1943: "Fürchte dich nicht, ich bin bei dir"
am 21.03 1943: "Jesu, meine Freude"

oder am 30. 06. u. 14. 07. 1943 bei den Serenaden im Frankfurter Karmeliter-Kloster oder bei ungezählten Auftritten des Musischen Gymnasiums in ganz Deutschland bis hin zu den letzten Tagen des Krieges im Kloster Untermarchtal. (Aktennotiz Nr.: 17).

Auch bei dem Konzert für das "Freie Deutsche Hochstift" am 03. 04. 1943 trugen die Ausführenden- wie stets bei öffentlichen Auftritten der Schule - pflichtgemäß Uniform. (Aktennotiz Nr.: 8)

Meine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt: "Besser Bach mit, oder besser kein Bach ohne Uniform" haben mir die Herren Dr. Stoodt und Martini noch nicht beantwortet.
Ich gebe zu, eine seriöse und nicht von Haß und Selbstherrlichkeit getragene Auseinandersetzung mit diesem Thema könnte sich lohnen. Wer aber von Thomas, ohne ihn gekannt zu haben und gegen die Aussage aller Zeitzeugen, als einem "profitierenden Opportunisten" spricht, läßt leider von vorn herein eine niveauvolle Erarbeitung solcher Fragestellung nicht erwarten.

Auch zum wiederholten Male prangert Herr Dr. Stoodt an, daß Prof. Thomas vom Kulturwillen der SS gesprochen hat.
Die Unwahrheit in seinem öffentlichen Aufruf, Thomas hätte dem Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, persönlich geschrieben, versucht Herr Dr. Stoodt jetzt zu kaschieren. Wenigstens gibt er nunmehr zu, daß es sich lediglich um eine Äußerung in einem Rundschreiben an die Eltern, und nicht um einen Brief an Himmler gehandelt hat. (Aktennotiz Nr.: 19) Aber immer noch vermeidet er, die Umstände, die zu dieser Äußerung von Prof. Thomas führten, zu benennen:

Es war die Endphase des "Totalen Krieges". Alle älteren Schüler befanden sich klassenweise im Einsatz als Flackhelfer. Oberstufen für Jungen existierten praktisch nicht mehr. Der "Volkssturm" war aufgeboten. Alle nicht-kriegswichtigen Einrichtungen waren geschlossen und deren Angehörige zur Wehrmacht oder zur Rüstungsindustrie eingezogen.
In dieser Situation war es Prof. Thomas, einzig unter Berufung auf die kulturelle Bestimmung der Schule, gelungen, die Forderung der SS nach Kanonenfutter für 60% der Schüler abzuwehren und 21 junge Leute vor dem Fronteinsatz zu bewahren. Darüber hinaus konnte er den gesamten Jahrgang 1928 vorerst dem Schulverband erhalten. Dieser geradezu unglaubliche Erfolg war für ihn und seine Schüler - wie es in dem Brief an die Eltern von 18.12.1944 zum Ausdruck kommt - ein Anlaß zu großer Freude!

Zum Schluß:
Herr Dr. Stoodt meint, für das, was seine Kampagne gegen Thomas bewirkt, nicht verantwortlich gemacht werden zu können. Nicht nur die unmittelbar nach der Pressekonferenz in der Bildzeitung erschienene seitenbreite Überschrift: " Ehrung für alten Nazi!", auch die mit Hakenkreuz versehenen Internet-Auszüge seiner Artikel können ihm nicht zur Last gelegt werden ??? Angesichts seiner immer wieder beteuerten Absicht, "nicht im Entferntesten das Ansehen von Kurt Thomas herabsetzen zu wollen" möchte ich mich am Schluß meiner Einlassung der Worte von Herrn Dr. Stoodt bedienen:

Dies "verstärkt meinen Abscheu und Widerwillen"

Im Übrigen:
Daß Herr Dr. Stoodt jetzt auch Drohungen an die "heutigen Apologeten und Liebhaber" ausspricht, war fast zu erwarten. Ich möchte ihn und seine Mitstreiter auffordern, hierzu die Karten auf den Tisch zu legen!

Es folgt der Ausdruck aus dem Internet:

ERWIDERUNGEN auf Vorwürfe derAnti-Nazi-Koordination gegen das ehemalige Musische Gymnasim (M.G.)

1. Vorwurf:
Die Tatsache, daß das M. G. dem Reicherziehungsministerium direkt unterstellt war,(1) so daß Joachim Caros Martini das M. G. auf eine Stufe mit den Napolas und den Adolf-Hitler-Schulen stellte.(2)

ERWIDERUNG:
Dem 1934 gegründeten REM unterstand das gesamte allgemeinbildende Schulwesen mit Ausnahme der Adolf-Hitler-Schulen, die der Partei unterstellt waren.
Für die Gymnasien einschließlich das M.G. war die Abt. E III (Schulen) zuständig, für die Napolas die Abt. VII, eine Sonderbehörde, die "Inspektion der Nationalpolltischen Erziehungsanstalten".(3)

Eine Gleichstellung des M.G. mit Napolas und Adolf-Hitler-Schulen ist folglich auf Grund der Unterordnung unter das REM nicht gegeben. Daß das M.G. Im Unterschied zu den sonstigen Schulen dem REM direkt unterstand, ist für die Neugründung einer gymnasialen Sonderform ohne Vorbild und ohne Erfahrung bei den Zwischeninstanzen selbstverständlich. Das Ministerium beobachtete und begleitete die Entwicklung des Projekts und die Schulleitung sehr genau und durchaus sachkundig, jedoch keineswegs in voller Übereinstimmung mit dem Stil des Schulleiters.(4)

2. Vorwurf:
Dr. Christian Stoodt rügte den "handfesten Ton" am M. G., dessen Leiter auf Anregung von Eltern bei der Elternschaft die Einwilligung erbeten hatte, "in Fällen schwerster ehrloser Handlungsweise eine gesunde Tracht Prügel verabreichen zu dürfen".(5)

ERWIDERUNG:
Das in der Weimarer Republik erlassene Verbot der Prügelstrafe war bereits 1933 aufgehoben worden, und "selbst die pädagogisch unrichtige Anwendung der Züchtigungsstrafe" war erlaubt.(6) Aus der Schulpraxis der NS-Zeit sind Fälle bekannt, in denen sogar Mädchen wegen geringfügiger Vergehen so geschlagen wurden, daß sie ärztlicher Behandlung bedurften. (7)
Eine körperliche Züchtigung für Jungen war also in jener Zeit keine Roheit, sondern mit der Begrenzung auf "Fälle schwerster ehrloser Handlungsweise" an ein äußerst maßvolles Kriterium gebunden.
Außerdem stellte die explizite Einholung der Einwilligung der Eltern in eine "gesunde Tracht Prügel" in einer Zeit, in der Eltern sonst nicht gefragt wurden, eine rühmliche Ausnahme dar.

3. Vorwurf:
Thomas sei ein "Wunschkind Hitlers" gewesen. Er hätte die Übernnahme der Leilung des M. G. ablehnen nüssen.(8)

ERWIDERUNG:
Thomas war kein Wunschkind Hitlers persönlich. Er war der Wunschkandidat des für das M.G. zuständigen Ministerialdirgenten Dr. Martin Miederer, der Thomas für seine Pläne entdeckt hatte. Als Staatsbeamter (Hochschul-Professor) war Thomas weisungsgebunden und konnte auch gegen seinen Willen versetzt werden. Durch die Veröffentlichung der Berufung von Thomas in der Presse ohne dessen Wissen und ohne dessen vorherige Zustimmung schuf Miederer eine vollendete Tatsache, der Thomas nicht entrinnen konnte. Als er dennoch zunächst widerstrebte, drohte Miederer. einen Führerbefehl zu erwirken, dem sich damals niemand widersetzen konnte.(9) (Nota bene: Thomas war Familienvater.) ____________________________________________________________
1 "Zur bevorstehenden Ehrung für Kurt Thomas. Aufruf an die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt am Main." lnternet-Aufruf, unterzeichnet von Elisabeth Abendroth, autonome antifa, Prof. Dr. Micha Brumlik u. 14 weiteren Personen
2 FAZ, 26.05.2004, "Nie bedauert". Leserzuschrift
3 Dirk Golhaus/ Jörn-Peter Hülter, Die Auleseschulen als Grundpfeiler des NS-Systems, Würzburg 2003, S. 38f.
4 Beispielsweise Miederer an Thomas, 08.01.1943, zitiert bei Werner Heldmainn, Musisches Gymnasium Frankfurt am Main 1939 -1945, Frankfurt am Main, 2004, S. 762-764
5 FNP, 22.05 2004, Handfester Ton, Leserzuschrift
6 Golhaus/Hülter S. 35
7 Erfahrung von Eva Zander als 9-jähriger Schülerin an der Frankfurter Diesterweg-Schule
8 Wie Anm. 1 u. 2
9 Heldmann, siehe Anm. 4. S. 106-108. 110, 111 - Neithard Bethke, Kurt Thomas, Studien zu Leben und Werk, Kassel 1989. S. 60. 61