Kurt Thomas - Eine Veranstaltungsreihe der evangelischen Dreikönigsgemeinde Frankfurt am Main mit freundlicher Unterstützung der Evang. Stadtakademie Frankfurt im November 2004

Text der Einladung zu dieser Veranstaltungsreihe:

Zu seinem 100. Geburtstag sollte in diesem Jahr eine Gedenktafel an der Dreikönigskirche angebracht werden. Dazu kam es nicht. Die Biographie von Kurt Thomas wird seither in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Denn Kurt Thomas war nicht nur Komponist und Chorleiter, sondern von 1939 bis 1945 Leiter des Musischen Gymnasiums, einer nationalsozialistischen Eliteschule. Er wurde auch Mitglied der NSDAP. Ein Mitläufer und Grenzgänger, der unschuldig schuldig geworden ist? Die Dreikönigsgemeinde möchte mit ihrer Veranstaltungsreihe zur Klärung historischer und theologischer Zusammenhänge und zu einer differenzierten Meinungsbildung im Blick auf die ambivalente Biographie von Kurt Thomas beitragen.

Donnerstag, 4. November 2004 „Freiheit, Dienst und Pflicht“ Musik und Kirchenmusik in der Zeit des Nationalsozialismus Referent: PD Dr. Martin Thrun, Musikwissenschaftler

Seit etwa anderthalb Jahrzehnten widmet sich zusehends auch die Musikwissenschaft der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Auf dem Hintergrund der aktuellen musikwissenschaftlichen Diskussion interessiert in dem Vortrag die gesellschaftliche Rolle der Musik und des Musikers im NS-Staat. Die Leitworte Freiheit, Dienst und Pflicht weisen auf entsprechende Problemfelder: insbesondere auf die Beschränkung der Kunstfreiheit und auf die Indienstnahme der Musik für weltanschauliche Zwecke. Wobei es sich fragt, inwieweit im Raum der Kirche, wie vielfach behauptet worden ist, eine ungehinderte Entfaltung von artifizieller Musik möglich war.

Mittwoch, 10. November 2004 „Vergeben und Vergessen?“ Vergebung als Thema des christlichen Glaubens und der Politik Referent: PD Dr. Jörg Lauster, evangelischer Theologe

Vergebung ist eine der tragenden Säulen des Christentums. In dem Vortrag wird es darum gehen, zu entfalten, was mit dem Begriff der Vergebung in seiner religiösen Dimension gemeint ist, wie er sich für den Umgang des Menschen mit seiner Vergangenheit auswirkt und wie er sich schließlich von anderen Formen der Vergangenheitsbewältigung in etwa dem Vergessen unterscheidet. Vor diesem theologischen Hintergrund sollen dann einige theologische Thesen zum Thema der Veranstaltungsreihe zu Kurt Thomas dargelegt werden.
Das Manuskrikt des Vortrages finden Sie im folgenden Kapitel.

Montag, 15. November 2004 Podiumsveranstaltung Kurt Thomas - eine umstrittene Künstlerbiographie

Es diskutieren: Prof. Dr. Peter Cahn, Musikwissenschaftler, Dr. Hermann Düringer, Pfarrer und Akademiedirektor, Dr. Christoph Führ, Historiker, Prof. Dr. Werner Heldmann, Historiker und Autor des Buches „Das Musische Gymnasium Frankfurt am Main“, Joachim C. Martini, Chorleiter und Musikwissenschaftler Moderation: Dr. Ruth Fühner, Hessischer Rundfunk

Veranstaltungsort: Dreikönigskirche Frankfurt, Sachsenhäuser Ufer,

Die Podiumsveranstaltung wurde in den drei Frankfurter Tageszeitungen in den Ausgaben vom 17. November 2004 ausführlich besprochen (in der FAZ auch der Kommentar auf der ersten Seite des Lokalteils Wer entscheidet ?)

Siehe auch: Zu den Kurt-Thomas-Veranstaltungen in der Dreikönigskirche - Versuch eines Resümees von Professor Dr. Peter Cahn im folgenden Kapitel.