AN Nr. 21: Aus der Werkstatt des Pfarrers Dr. Christoph Stoodt

Pfarrer Dr. Hans Chtstoph Stoodt
Pfarramt für Stadtkirchenarbeit an St. Katharinen

Fakten zur Verwicklung von Kurt Thomas (1904 - 1973)
in die NS-Kulturpolitik:

"Thomas regt an, das benachbarte, von einer 78-jährigen Frau Rolfs bewohnte Haus der Schule zuzuschlagen."

(Schreiben der Gauleitung Hessen-Nassau der NSDAP an OB Krebs unter Bezug auf Miederer, 5. Februar 1942)

Zwischen der von Herrn Dr. Stoodt veröffentlichten Nachricht und der von ihm genannten Quelle (Brief vom 5. Febr. 1942) bestehen substantielle Unterschiede:

Wie es zu solcher Divergenz kommen konnte, versuche ich mit den nachfolgenden, - Herrn Dr. Stoodt in den Mund geschobenen - Sätzen zu ergründen:

"Der Brief gibt wenig her, aber man sollte was draus machen:
Zuerst lassen wir mal den Hinweis "im Eigentum der Stadt" weg! Das ist nicht gelogen, aber jeder denkt dann, die hilflose alte Frau sollte enteignet werden.
Und aus "Bitte um Prüfung, ob Überlassung möglich" machen wir: " regt an, das Haus der Schule zu überlassen" nein besser: "der Schule zuzuschlagen", das klingt aggressiver! Name und Alter der Frau bleiben drin.
Jetzt fehlt nur noch die Verknüpfung mit Thomas. Da bleibt uns leider nichts anderes übrig, als aus "Miederer" einen "Thomas" zu machen. Stimmt zwar nicht, wird aber keiner bemerken.
So wird’s was: "Thomas regt an, das benachbarte, von einer 78-jährigen Frau Rolfs bewohnte Haus der Schule zuzuschlagen."
Natürlich muß (der Ehrlichkeit halber) die Quelle genannt sein, "Gauleitung" und "NSDAP" machen sich gut; sicherheitshalber auch noch der Hinweis auf Miederer. (das gibt zwar keinen Sinn, aber. für alle Fälle... !) "

Ob es sich um einen Rundbrief an die Eltern handelt, der von Dr. Stoodt gleich zu einem persönlichen Schreiben von Thomas an den Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, umfunktioniert wird, (Aktennotiz Nr.: 19)

oder ob mahnende Worte an die Schüler bei Dr. Stoodt gleich zu einer politischen Appell-Rede (mit schwersten Folgen für das Wohl der ihm Anvertrauten!) verwandelt werden, (Aktennotiz Nr.: 12)

oder ob ein Halbsatz aus Thomas´ Brief 1933 an seine Braut in Dr. Stoodts öffentlichem Aufruf zu "nicht zu überhörenden antisemitischen Untertönen" mutiert, (Aktennotiz Nr.: 20)

immer versteht Herr Dr. Stoodt (unter ständiger Betonung, "nicht im Entferntesten das Ansehen von Kurt Thomas herabsetzen zu wollen") sein ausgewähltes Opfer auf übelste Weise zu diffamieren.

Wie lange werden die, in deren Namen er vorgibt zu agieren, bereit sein, diese Machenschaften mit zu tragen?

Und wann endlich besinnt sich die Evangelische Kirche auf ihre Fürsorgepflicht einem Manne gegenüber, der 11 Jahre lang als Kantor der Dreikönigskirche einen großartigen Dienst versehen hat, der mit seinen Kompositionen der evangelischen Kirchenmusik entscheidende Impulse gegeben hat und der heute - 30 Jahre nach seinem Tod - nicht mehr in der Lage ist, sich gegen Ehrverletzungen zur Wehr zu setzen?