AN Nr. 11: Mit Spaten und Waffe dem Vaterland dienen

Professor Thomas' Schulreden

Zur bevorstehenden Ehrung für Kurt Thomas

Aufruf an die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt am Main

Bis zuletzt forderte Kurt Thomas in Reden und öffentlichen Aussagen Loyalität seiner Schüler für den Staat, Führer und Wehrmacht, forderte "Zuversicht und Glauben". Mit "Spaten und Waffe dem Vaterland zu dienen" weist Thomas diejenigen an, die aus der Schule heraus zum Kriegsdienst verpflichtet werden, und wünscht ihnen, "dass alles, was Euch trifft, Segen bringen möge und mithelfen möge an der weiteren glücklichen Entfaltung Eures Wesens, das dem Vaterlande und dem Volk gehört".

Entgegnung:

Man kann leicht ein falsches Bild aufzeigen, wenn man Halbsätze aus Reden tendenziös herauszieht. Andererseits ist es für Dritte, ohne die ganze Rede gelesen zu haben, kaum möglich, solche Tendenzen zu erkennen. Schon das Umfeld der Zitate - zwei Absätze - lassen aber die ganz andere Zielrichtung erkennen, die Thomas in seinen Reden an die Schüler verfolgt.

Beispiel:

5. Abschiedsrede an die zu Arbeitsdienst und Wehrmacht einberufenen Jungen der Jahrgänge 1923/24 am 27.6.1942

...Das kommende Leben wird Euch in vielem scharfer anpacken, andere Seiten Eures Wesens werden ausgebildet werden - Härte gegen Euch selbst, Gleichmut gegen Unbill der Aussenwelt, Gehorchenmüssen auch ohne immer den Sinn zu verstehen - das werden im wesentlichen die neuen Forderungen sein, die an Euch gestellt werden. Aber die inneren Kräfte, die Ihr hier gewonnen habt, werden Euch in den Stand setzen, auch diesen neuen und z.T. ungewohnten Anforderungen gerecht zu werden. Mancher hier oft gehörte und nicht ganz verstandener Tagesspruch wird jetzt plötzlich auftauchen und seinen tieferen Sinn enthüllen. Manches in der neuen Umgebung wird Euch befremden und eigenartig anmuten. Hier galt jede sinnvolle Arbeit, und sei sie noch so klein, als Ehrendienst an der Gemeinschaft und wurde daher gern geleistet. Dort wird es nicht immer so sein; dort auch werden mancherlei neue Versuchungen und Gefahren an Euch herantreten, die aus einer anderen Weit kommen als der bisher gewohnten. Ihr werdet mit Eurer hohen Auffassung von vielen Dingen oft bitter allein stehen und wenig Gleichgesinnte finden. Die rauhe Wirklichkeit wird Euch lehren, dass nicht alle Menschen Sinn für geistige, kulturelle, seelische und auch moralische Werte besitzen. Bewahrt Euch das Gelernte, erhaltet das Gute in Euch, und haltet Euch selbst rein, vergesst nicht das Erlebte, Erworbene und Gelernte, wenn es auch zeitweise tief verpackt und versenkt im tiefsten Grunde Eures Wesens ruhen mag, lasst Eure inneren Kräfte sich bewähren, aber zeigt nie Hochmut gegen anders Gesinnte und anders Geartete, denen das Schicksal nicht vergönnt hat, was Euch zu Teil wurde. Was Ihr besitzt, ist zum grössten Teil nicht Verdienst, sondern Gnade.

Aber Ihr wäret keine jungen Menschen, wenn bei Euch solche Erwägungen heute im Vordergrund stehen würden. Ihr freut Euch auf das Neue, Ihr müßt Euch darauf freuen, den Blick nach vom richten, rückwärts werdet Ihr in stillen Stunden noch oft genug von selbst denken. Bisher habt Ihr das Rüstzeug erworben für den Kampf des Lebens. Eure Pflichterfüllung bestand im intensiven Aufnehmen alles Gebotenen; jetzt ruft die andere und z.Zt. wichtigste Pflicht: Dem Vaterland mit Spaten und Waffe zu dienen und damit die Möglichkeit zu schaffen, später wieder die kulturellen Dinge zu pflegen, die letzten Endes immer die Hauptsache bleiben.

aus Heldmann Seite 798 - 799